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Das Erbe des Tieres
Die Grundlagen der Mystik in Aleister Crowleys Buch Vier
von Frank Lerch

"Das Erbe des Tieres" ist ein Buchtitel der verstanden werden muss, denn der britische Okkultist Aleister Crowley war seit seiner legendären Ägypten-Reise im Jahre 1904 davon überzeugt – oder wollte zumindest andere davon überzeugen – das in der Apokalypse verheißende Tier mit der schrecklichen Zahl 666 zu sein, was er mit einer mehr oder minder abstrusen Indizienkette auch zu beweisen versuchte. Crowleys Erbe hingegen – das ist der Weg zu der von ihm sogenannten "geheimen Energiequelle, die das Phänomen des Geistes erklärt". Nichts Religiöses, nichts von der Gnade eines göttlichen Wesens Abhängiges, sondern ein Selfmade-Weg: der Yoga.
Crowley entdeckte ihn für sich, als seine eigenen Batterien zu schwächeln begannen. Er griff damit auf eine rege Tradition zurück – einen mystischen Weg, der bereits vor 2500 v.u. Z. gegangen wurde. Aus den verschiedenen Spielarten des Yoga wählte er den achtfältigen Pfad aus, den Asthanga-Yoga. Die acht Stufen dieses Weges und ihre praktische Anwendung sind es, die Frank Lerch (Nightworks, Black Pleasure Light) in seinem Buch „Das Erbe des Tieres“ nachzuzeichnen versucht.
Lerch ist ein überzeugter Anhänger des von Crowley praktizierten Synkretismus. "Ich bin vom sinnvollen Nutzen und Zweck der Magick aufs Tiefste überzeugt", schreibt er, um auf 77 Seiten (Bohmeier-Format! Das entspricht etwa 100 "herkömmlichen" Buchseiten) seinen Lesern jenen achtstufigen Yoga Stufe für Stufe zu beschreiben. Und da alles gut ist, was hilft, und alles überflüssig, was nicht hilft, lohnt es sich, Lerchs Crowley-Buch einmal näher unter die Lupe zu nehmen. (...)
Es wäre langweilig in einer Rezension auf alle acht Stufen einzugehen. Beschäftigen wir uns lieber mit Lerchs Herangehensweise. Wer Nightworks gelesen hat, kennt jene Mischung aus Ernsthaftigkeit und ironischer Lockerheit, die seinen Stil kennzeichnet. Damit wird er dem Tier 666 durchaus gerecht, dessen Leben und Werk ebenfalls von jener Ambiguität geprägt war. Hat bereits Crowley den Yoga in gewisser Weise "entmystifiziert", so gelingt es Lerch, die alten Techniken auch ins 21. Jahrhundert zu retten und zur Anwendung vorzulegen.
Das Buch liest sich flüssig, verzichtet auf jeglichen mystisch-vieldeutigen Ballast und unterscheidet sich darin auf angenehme Weise von vielen Büchern über Crowley – und auch von manchen Schriften des "Great Beasts" himself, die je nach Laune des Autors entweder höchst pragmatisch oder für den Leser eine Art Horrortrip waren.
Statt Shakespeare zitiert Lerch auch schon mal Daffy Duck, und von der ernsthaften Heiligkeit vieler Mystikfibeln hat sein Buch überhaupt nichts. Eine solche Jetzt-und Hier-Bezogenheit erscheint mir stets als ein Zeichen von Authenzität. Nur wer dem eigenem System misstraut, muss schwätzen. Und Frank Lerch schwätzt in keiner Zeile. Nein er unterhält den Leser und klärt ihn auf, und selbst wem davor graut, nach Vorbild des Autors sechs Jahre lang mit diesem einzigen Yoga-System zu experimentieren, nimmt ein schönes Stück theoretisches Wissen mit. (...)
Auszüge aus dem Magazin "SCWARZ & MAGISCH", Ausgabe 4/2008, Rezension von Oliver Fehn


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