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Die Rituale der Elemente

von Frater Sursum ad lucem

Aus dem Vorwort:
Viele Magieinteressierte bekunden in letzter Zeit häufig einen einfachen Zugriff zur Ritualmagie zu bekommen. Nicht nur rituelle Spezialthemen sind gefragt, auch die als niedere Magie abgewertete Elemente-Magie.
Inwieweit diese so platziert wird, bleibt spekulativ, zumal sich gewisse Leute zu fein sind sich mit den Elementen abzugeben. Schließlich ist man ja schon bei Pluto-Ritualen angelangt und hat solche Kleinigkeiten nicht mehr nötig.
Ist nicht das Umgehenmögen mit den Dingen und die Suche nach dahinter liegenden erhofften Geheimnissen eine Flucht vor der Bewältigung? Da wird in einem versperrten Raum, in der Tiefe, gesucht, was mühelos an der Oberfläche gefunden werden kann. Mit dieser Herangehensweise ist das Nichtfinden schon vorprogrammiert. Als Ersatz dafür wird debattiert und diskutiert, über die Länge der Robe z.B. Nun ist der Weg gefunden, auf dem der Machtanspruch, wie er durch die Magie postuliert wird, vermieden wird. Wenn die Macht nach diesem Schema vermieden wird, muss man den Zustand der Ohnmacht doch höher einschätzen!
Ist es angenehmer sich darin zu suhlen und wohl zu fühlen? Jedenfalls hat sich nun ein Grund gefunden endlich unfruchtbare Reden über die höhere und die niedere Magie zu führen um damit einen wirkungsvollen Angang auszuschließen.
Elemente-Magie ist eine der Grundlagen der westlichen Magietradition. Bemerkenswert ist hierbei, dass es darüber so wenig Literatur in deutscher Sprache gibt. Was ich zu diesem Thema als lesenswert erachte, damit es von verschiedenen Seiten und den unterschiedlichsten Standpunkten aus betrachtet werden kann, habe ich im Literaturhinweis kenntlich gemacht.
Es ist eine Notwendigkeit den Gegenstand seines Interesses von den unterschiedlichsten Blickwinkeln aus zu betrachten. Sogar die ablehnende Haltung dazu ist maßgebend für die persönliche Meinungsbildung, will man nicht im eigenen Subjektivismus verhaftet bleiben. Trotz dieser toleranten Betrachtungsweise bleibt jede Arbeitsweise subjektiv und persönlich. Sie verlässt trotz verschiedener Abweichungen nicht den eingeschlagenen Kurs. Optimal wäre hierbei die Anwendung der philosophischen Formel: These º Antithese º Synthese!
Keine Toleranz lasse ich hingegen in der rituellen Anwendung der Elemente-Magie gelten. Will man nicht in der Unverbindlichkeit von Absichtserklärungen herum irren, sollte der hier aufgezeigte Weg beschritten werden. Der hier aufgezeigte Weg sei als eine notwendige Form angesehen!
Das ist dogmatisch. Doch wie es der Wechselwirkung von Form und Inhalt entspricht, wird sich die hier angebotene Form an den Inhalt anpassen, sich verändern. Es besteht also kein Zwang, sich an dieser Form ewig festzuhalten um im Dogmatismus zu erstarren.
Bevor das unheilvolle 20. Jahrhundert mit seinen millionenfachen Menschenopfern herauf dämmerte, trat eine künstlerische Strömung, die den damals herrschenden Zeitgeist durchdrang, auf den Plan. Oder war es der damalige Zeitgeist, der die Dekadenz des "fin de siècle" in Erscheinung treten ließ? Ahnte diese Nachtseite der Romantik zu ihrer Zeit schon den hohen Blutzoll, den die Erdbewohner künftig zu zahlen haben würden, zu opfern einer kleinen Minderheit von Menschen, die die Strukturen der Herrschaft zur Konzentration und dadurch bedingt zur Vermehrung ihres Überflusses nutzen würden?
Die Strukturen folgen einem einfachen Muster: Dem Befehl und dem ihm notwendigen Gehorsam. Nur in ihrer Wechselwirkung können sie funktionieren. Ihr Wesensmerkmal ist der Druck! Die Organisation, die in unserem Kulturkreis diese Struktur hoffähig gemacht hat, ist das Christentum! Seine Fäulnis und Zersetzung scheint so weit fortgeschritten zu sein, dass im nun beginnenden Jahrtausend sein Absterben erwartet werden kann.
Die damals in Erscheinung getretene Romantik besaß außer der Todessehnsucht auch den Impuls zum Leben. Und dieses Leben sollte nicht mit den Muttermalen der Zerstörung behaftet sein. Diese Vorstellung drückte sich in der Poesie recht deutlich aus.
"Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen" lautete die Notwendigkeit, mit der Heinrich Heine das neue Lied eines besseren Lebens entwarf.
Gedankengänge wurden dazumal zum Ausdruck gebracht, die dem damalig erstarrt scheinendem "Spalte-und-herrsche-Denken" zuwiderliefen. Sie betrachteten den Kosmos als eine Substanz und entsprechend als einen Organismus.
Bereits der römische Kaiser Marc Aurel, der in den Jahren 161-180 nach u.Z. regierte, bemerkte: "Sich den Kosmos als ein Lebewesen vorstellen, das eine einzige Substanz und eine einzige Seele besitzt, und bedenken, wie alles, was geschieht, einem einzigen Bewusstsein, dem dieser Kosmos nämlich übermittelt wird, und wie er durch einen einzigen Antrieb alles bewirkt und wie alles Mitursache ist von allem, was geschieht, und welcher Art die Verflechtung und Verwebung allen Geschehens ist."
Und die dem Hermes Trismegistos zugesprochene Smaragdtafel bemerkt in ihrer dritten These: "Und wie alles aus Einem entspringt auch alles Gewordene durch Angleichung aus diesem Einen." Hermes Trismegistos, der laut Lexikon des Geheimwissens (sh. Anhang) auch als der ägyptische Gott Thoth, dem die Schrift unterstand, bezeichnet wird, soll 200 v.u.Z. existiert haben.
Diese Einheitsidee zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte und sollte uns erkennen lassen, dass jegliche Ausgrenzung eines universellen Teils uns schwächt. Unter diesem Gesichtspunkt sei die Elemente-Magie betrachtet.
Von dem Okkultisten des verflossenen Jahrhunderts, Eliphas Levi alias Alphonse-Louis Constant, 8.2.1810-31.5.1875, ist eine poetisch ausdrucksstarke Beschwörung der vier Elemente überliefert:

"Engel der toten Augen, gehorche oder zerfließe mit diesem heiligen Wasser!
Geflügelter Stier, arbeite oder kehre wieder zur Erde, wenn du das nicht willst dass ich dich treibe mit diesem Schwert!
Gefesselter Adler, gehorche diesem Zeichen, oder weiche zurück vor diesem Atem!
Bewegliche Schlange, krieche zu meinen Füßen oder sei gequält durch das heilige Feuer und verdunste mit den Räucherungen, die ich hier verbrenne!
Zum Wasser hebe das Wasser;
Es brenne das Feuer;
Es wehe die Luft;
Zur Erde falle die Erde;
durch die Kraft des Pentagramms, des Morgensterns und im Namen des Tetragramms, das geschrieben ist in der Mitte des Lichtkreuzes. Amen."

Einerseits zeugt die Gewaltanwendung in dem Text davon, dass Eliphas Levi das Kind seiner Umgebung war; er besuchte ein Priesterseminar und blieb zeitlebens der katholischen Richtung des Christentums verbunden. Andererseits finden sich in seinen Büchern keine der üblichen Dogmen, die typisch für die Herrschaft des Klerus über seine Gefolgschaft sind.
Hervorheben will ich die Tatsache, dass die Magie das Christentum und jegliche andere Herrschaft nicht gelten lässt. Im politischen Sprachgebrauch wird so etwas als Unvereinbarkeitsbeschluss definiert.
Die Magie ist der Versuch von der Ohnmacht ausgehend seine Interessen durchzusetzen. Dazu ist die Macht notwendig um das Spezielle zu machen. Nun ist im Sprachgebrauch der Begriff Macht mit dem der Herrschaft vermischt worden. Das eine wird als Synonym für das andere benutzt. Doch das ist falsch! Worin besteht der Unterschied?
Die Herrschaft basiert auf Befehl und Gehorsam. Ihr zugrunde liegt der Druck, der ausgeübt und empfangen wird. Das beinhaltet Dualität: Nur wenn etwas da ist, auf das sich gestützt werden kann, kann Druck ausgeübt werden.
Die Macht entbehrt dieser Dualität. Sie benötigt keinen Abstützpunkt, also keine Gefolgschaft. Sie ist dem Winde vergleichbar, lässt sich weder festhalten noch einsperren, ihr Antrieb ist die permanente Bewegung, die in sich geschlossen bleibt.


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