Von der Quelle zum Fluss
Der innere Weg
von Frater Mordor

Aus dem Kapitel: Okkult
Das meiste, was heutzutage in so genannten „okkulten Schriften“ oder „magischen Büchern“ veröffentlicht wird, ist haltlos oder unvollkommen. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Nahezu jedes Werk arbeitet nur mit Fragmenten oder Teilbereichen. Wie soll ein Uneingeweihter auch alles verstehen? Letztendlich bedarf es der Mühe und des Willens, diese auf sich zu nehmen, um sich weiterzuentwickeln. Jeder Eingeweihte ist diesen Weg gegangen und jeder Suchende muss ihn beschreiten. Häufig muss man durch einen „Meister“ eingeweiht werden: Bestimmte Tore können nur von innen geöffnet werden, egal wie lange man nach dem Schlüssel sucht.
Zudem sind viele Praktiken gefährlich und manches Wissen birgt mehr als nur Wahnsinn in sich. Der Geist muss mit dem Suchen wachsen, sonst könnte er zerbrechen an dem, was er findet. Wie viele vermögen schon nicht die Zeilen zu verstehen, die niedergeschrieben stehen, und werden durch sie verwirrt? Wieviel mehr Schaden würde wohl die ganze Wahrheit bei ihnen anrichten?
Wissen kann gefährlich sein, also müssen die Eingeweihten darauf achten, wen sie mit Wissen segnen, denn sonst verfärbt es sich zu einem Fluch. Daher beinhalten die meisten Lehren nur so viel Wahrheit und Tiefe, dass eine gewisse Wirkung erzielt, die Wahrheit aber nur berührt wird. Möglichkeiten werden aufgezeigt, während das Ziel verschleiert bleibt. Entgegen der Meinung verschiedener „guter“ und „lichterner“ Lehrer, ist nicht jedes Wissen für jeden Menschen bestimmt – ja, nicht mal das Wissen, das für viele heilbringend und förderlich wäre, ist für alle Menschen gedacht. Es verkommt in so machen Händen und wird zu Falschem oder gar Furchtbarem. Die jüngste Zeit hat auf vielen Gebieten gezeigt, wie eine solche Verflüssigung von Wissen und Erfahrung, wie eine solche Weitergabe von Teil- oder falschem Wissen dazu führt, ganze Gebiete zu diskriminieren und in Zweifel zu ziehen. Wissen darf schon allein um seines Erhaltes wegen nur den „Würdigen“ zugängig sein – zu viele Dumme profilieren sich damit und verwenden es für falsche Zwecke. Manche Lehren beinhalten zu viele Wahrheiten und zu wenig Lügen, als dass sie für den Großteil der Menschen gut wären – um ihres eigenen Friedens Willen sollten sie solche nicht kennen. Die Wahrheit ist nur ein Weg für den wahren Suchenden.
Wenn die meisten Menschen schon nicht gewillt oder fähig sind, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu tragen, wie sollten sie dann, darf man berechtigt fragen, in der Lage sein, die Erkenntnisse des Universums zu tragen?
Es liegt keine Überheblichkeit in diesen Worten, „Geheimhaltung“ und „Einweihungen“ haben auch nichts mit Arroganz oder Feindseligkeit zu tun. Sie dienen allein dem Schutz der Materie wie auch dem Schutz der Unwürdigen vor ihrer eigenen Dummheit und Schwäche. Ein Suchender zu sein, bedeutet hartes körperliches und geistiges Training, es bedeutet Mühen und Entbehrungen, Willensprüfungen und den unablässigen Entschluss, weiterzugehen. Wer den Willen hat, wer „würdig“ ist, der wird seinen Weg gehen und an die Pforten der Mysterien klopfen.

Eine Schwierigkeit beim Erlangen wirklicher Tiefe liegt in der Vielfalt der Lehren, die in der „esoterischen Welt“ kursieren. Viele davon sind schlichtweg nicht zu gebrauchen, da unpraktikabel oder aus einem Selbstverherrlichungsdrang heraus einfach erfunden.
Ein weiteres Problem der okkulten Schulen und Lehren besteht darin, dass sie untereinander zerstritten sind und nicht selten einander feindlich gesinnt, dass sie haltlose Diskussionen führen, anstatt die Wahrheit anzunehmen. Und viele von denen, die sich zwar mit der verborgenen Wahrheit beschäftigen, vermögen sie nicht zu (be-)greifen oder die Tiefe dahinter zu erkennen. Sie verstehen zwar die Worte, aber nicht den Klang. Sie werden zwar zu Meistern, aber nicht zu Erkennenden. Sie kennen die Techniken, aber ihnen bleibt die Kunst verborgen.
Selbst übersinnliche oder übermenschliche Fähigkeiten sind kein Zeichen dafür, einem Meister gegenüberzustehen oder einer Person, die einen besonders hohen Geist besitzt. Gerade solche, die ihre „Fähigkeiten“ öffentlich zur Schau stellen, sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Es ist die Gesamtheit einer Person oder eines Wesens, das seine Besonderheit ausmacht.
Talente haben nichts mit Entwicklung zu tun. Sie können zwar ein Schritt in diese Richtung sein, machen sie aber nicht aus. Außerdem muss man verstehen – und das bezieht sich nicht nur auf die Talentierten, sondern viel mehr noch auf das Gros der Menschen –, dass die meisten nicht mehr werden können, als sie sind. Entwicklung ist die Antwort auf ein persönliches Streben, auf eine Bemühung. Und sie ist, was den Großteil der Menschen betrifft, eine seltene Ausnahme. Das gilt vor allem für den okkulten Bereich, aber auch für den weltlichen. Nur wenige ragen aus der grauen Masse der Folgeleister heraus.
Dies mag hart klingen, für manche gar bösartig oder falsch. Doch wenn man bereit ist, die Augen zu öffnen, und – mehr noch – bereit, an sich selbst zu arbeiten, wird man erkennen, wie viel Wahrheit in dieser Aussage liegt. Ja man wird sogar zu der Erkenntnis gelangen, dass Entwicklung nicht nur selten ist, sondern auch immer seltener wird.

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