Satans Trickkiste
Ein Kurs in Magie und Manipulation für alle Lebenslagen mit unzähligen Übungen
von Oliver Fehn

Leseprobe aus dem Kapitel "Wie man bei einem Gespräch den Ton angibt"
Man gibt bei einem Gespräch nicht den Ton an, indem man lauter redet als der andere, einen größeren Textanteil bestreitet oder auf mechanische Weise kontert. Das sind die Waffen eines Amateurs.
Sich bei einem Streitgespräch der Waffen eines Amateurs zu bedienen ist vergleichbar damit, in unserer modernen Zeit einen Krieg gegen ein mit ABC-Waffen gerüstetes Land mit Hilfe von Holzknüppeln gewinnen zu wollen. Satanische Kommunikationstechniken sind da um einiges raffinierter.
In diesem Zusammenhang gleich wieder eine vermeintliche „Binsenweisheit“: Verbale Kommunikation kann nur dort stattfinden, wo man bereit ist, dem anderen Text zuzugestehen, das heißt: ihn ausreden zu lassen. Dies geschieht bei vielen Gesprächen nicht – vor allem, wenn unterschiedliche Standpunkte darauf warten, dargelegt zu werden. Stellen wir uns daher zunächst die Frage: Was bewegt einen Gesprächspartner dazu, uns keinen Text zuzugestehen?
Ich würde sagen: Angst.
Bei Straßenschlägereien gilt das Gesetz: Schlag zuerst zu, bevor der andere dich vernichtet. Wenn du erst angeschlagen bist oder Schmerzen hast, sind deine Energien reduziert, und du wirst den Kampf verlieren.
Aus ähnlichen Gründen unterbrechen Menschen andere bei verbalen Gefechten. Sie haben Angst vor der argumentatorischen Überlegenheit des anderen; deshalb greifen sie zu unlauteren Mitteln. Was bei einem Streetfight vielleicht tatsächlich die Methode der Wahl ist, erweist sich bei einem Gespräch zwischen intelligenten Menschen als die respektloseste Vorgehensweise überhaupt. Es ist wie in dem Film „Devil's Advocate“, wo ein Verteidiger vor Gericht das Plädoyer des Staatsanwalts vorsätzlich „verhustet“.
Natürlich werden Menschen, die andere nicht ausreden lassen, ihre Angst niemals eingestehen. Sie ist ihnen meist selbst nicht bewusst. Sie merken nicht, wie nervös sie sind, wie sie hecheln, wie ihnen fast jeder Satz zum Krüppel gerät, wie sie eigentlich nur noch „Ton erzeugen“, um die Stimme des anderen irgendwie zu überlagern. Das Lustigste: Nachher haben sie tatsächlich oft das Gefühl, die Diskussion „gewonnen“ zu haben – was schwer zu widerlegen ist, wenn keine unbeteiligten Zeugen zugegen waren. Vor einem Publikum, etwa im Fernsehen, wäre das anders.
Wenn du andere nicht ausreden lässt, ist das ein Zeichen dafür, dass du nur schwache Argumente hast. Du fühlst dich vielleicht „fest im Sattel“, doch sobald du dazu neigst, andere zu unterbrechen, ist es höchste Zeit, deine Meinung zu überprüfen. Ist sie womöglich nur Ideologie? Laufen deine Überzeugungen dem zuwider, was jeder mit seinen Sinnen und seinem Verstand erkennen kann? Es lohnt sich, die eigenen Ansichten in solchen Fällen einer gnadenlosen Prüfung zu unterziehen.
Ein zweites Indiz dafür, auf dem Holzweg zu sein, ist Lautstärke. Wer bei einer Diskussion schreit, vertraut seiner Argumentation ebenso wenig wie der „Unterbrecher“. Im Straßenkampf-Vergleich ist er derjenige, der versucht, die härteren und schmerzhafteren Schläge auszuteilen – wiederum eine gute Methode beim Fighten, nicht aber beim Diskutieren. Hier geht es nicht darum, den anderen zu übertönen, sondern ihn zu überzeugen.
Damit jemand für Argumente zugänglich wird, muss er sich als erstes „heimisch“ fühlen. Wir alle kennen das Gefühl: Mit gewissen Personen macht Diskutieren Spaß, mit anderen gar nicht. Das liegt daran, dass wir uns bei solchen Leuten nicht „heimisch“ fühlen. Wir haben – bildlich gesprochen – das Gefühl, es mit einer anderen Spezies zu tun zu haben. Aber Zoo-Wölfe finden es am behaglichsten im Wolfsgehege, wo die Bedingungen, weil den natürlichen Lebenskonditionen nachempfunden, ihnen am zuträglichsten sind. Im Dachsgehege fühlt der Wolf sich nicht so wohl, und bei den Schafen höchstens so lange, bis er satt ist.
Der Gesprächspartner, den wir überzeugen wollen, muss zu dem Eindruck gelangen, wir seien jemand von der „gleichen Spezies“ wie er. Dies können wir erreichen, indem wir – auf sehr nuancierter Ebene – ein wenig von seiner Sprechweise annehmen, ein wenig seine Bewegungen nachahmen, ein wenig auf sein Vokabular lauschen.
NLP-Fachleute wissen z. B., dass es ein großer Unterschied ist, ob jemand sagt „Ich sehe keine Lösung“ (optischer Typus) oder „Mir fällt keine Lösung ein“ (Verstandestypus). Es sind zwei verschiedene Arten Mensch, die da miteinander kommunizieren.
Verkopfte Menschen (auch unter der Selbstbezeichnung „Realisten“ bekannt) würden z. B. nie sagen „Ich habe das Gefühl, etwas ist so und so.“ Klar – wer kaum Gefühle hat, gerät auch nicht in Versuchung, das Wort in sein aktives Vokabular einzubauen. Kopfmenschen sagen eher: „Ich denke, etwas ist so und so.“
Sei ruhig bereit, dir ein paar Verhaltensmuster der fremden Spezies anzueignen – natürlich nur für die Dauer des Gesprächs. Das hat nichts mit „Einschleimen“ zu tun – der andere weiß ja gar nicht, wieso er dir plötzlich aufmerksamer zuhört. Er hat keineswegs das Gefühl, du würdest ihm schmeicheln – er findet dich einfach nur okay. Was zur Folge hat, dass er eher bereit ist, auf deine Argumente einzugehen bzw. sie wenigstens zu prüfen.
Zauberei? Wer weiß? Es gehört zum Wesen der Zauberei, dass sie sich ganz natürlicher Methoden bedient. Im dampfenden, blubbernden Hexenkessel des Magiers wirst du auf keine Zutat stoßen, die es auf unserem Planeten nicht gibt.

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