Vierte Dimension und Okkultismus
Über die vierte Dimension und Zöllners spiritistische Versuche mit Henry Slade
von Prof. Johann Karl Friedrich Zöllner

Aus dem Vorwort:

In England und Amerika hatten sich seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bedeutende Gelehrte – ich nenne von ihnen nur Hare, Wallace und Crookes – der Erforschung des Okkultismus zugewandt und hatten in durchaus skeptischer Einstellung versucht, Licht in das Gebiet bringen zu wollen. Allgemein wurde es begrüßt, dass Männer wie Crookes endlich sich daran machen wollten, den großen Betrug aufzudecken, man sagte: „Ubi Crookes, ibi lux“ (wo Crookes ist, da ist Licht), um später, als Crookes das Gebiet erhellte und zu dem Ergebnis kam, dass sich in ihm reale, ernst zunehmende Gegenstände und nicht nur Gebilde einer überreizten Phantasie und betrügerischer Mummenschanz befänden, dieses Licht als sehr unangenehm zu empfinden, ja es als verstärkte Finsternis auszugeben. In Deutschland waren solche Untersuchungen bis zum Jahr 1877 nicht angestellt worden, teils gewiss aus Mangel an Gelegenheit; als sich aber diese Gelegenheit bei der Anwesenheit des amerikanischen Mediums, des Zahnarztes Henry Slade, bot, benutzte man sie schlecht, entweder lehnte man überhaupt ab oder stellte, ehe man das Gebiet kannte, seine Bedingungen, so dass auf diese Weise Untersuchungen mit Slade durch die beiden bedeutendsten Berliner Forscher der damaligen Zeit, Helmholtz und Virchow, unterblieben.
Bevor nun auf die Untersuchungen, die Zöllner mit Slade anstellte, eingegangen wird, seien einige Bemerkungen über Zöllner gemacht. Zöllner ist geboren in Berlin am 8. November 1834, seit 1855 studierte er erst in Berlin, sodann in Basel, wo er mit einer Abhandlung „Photometrische Untersuchungen“ sich 1859 den Doktortitel erwarb. 1865 habilitierte er sich in Leipzig, wurde das nächste Jahr a. o. Professor und 1872 Ordinarius für Astrophysik. Er entfaltete eine außerordentlich rege wissenschaftliche Tätigkeit, und zwar nicht – um seinen Ausdruck zu gebrauchen – als „Schuster“, indem er mit Fleiß und Ausdauer brave Arbeiten schrieb, nein. Er sah Probleme dort, wo andere bisher keine gesehen hatten, er war eben ein durchaus origineller, ja genialer Kopf. Leider hatte er allzu wenig vom braven, fleißigen wissenschaftlichen Arbeiter, ausdauernde, entsagende Kleinarbeit lag ihm nicht, dazu hatte der Feuerkopf keine rechte Ausdauer, eine Eigenschaft, die ja leider auch den Arbeiten auf unserem Gebiet den Stempel aufgedrückt hat.
Zöllner selbst erzählt uns, auf welche Weise er Slade kennenlernte; nachdem diese Bekanntschaft erfolgt war, lag es sehr nahe, dass Zöllner mit Slade Versuche anstellte. Erstens musste sein reger, eindrucksfähiger Geist leichter ansprechen wie ein anderer, in akademischen Bahnen ruhig dahin schreitender, und zweitens hatte Zöllner ja selbst schon vorher in dem Aufsatz „Über Wirkungen in die Ferne“ rein theoretisch die in so genannten spiritistischen Sitzungen angeblich vorkommenden Erscheinungen zur Stütze seiner Lehre von der vierten Dimension benützt (siehe nächstes Kapitel).
Zum Verständnis der Schriften sei noch bemerkt, dass Zöllner den Ausdruck „spiritistisch“ für alle okkulten Phänomene verwendet, der Ausdruck sagt also nicht von vornherein, dass Zöllner von der spiritistischen Deutung der okkulten Erscheinungen reden will; da Zöllner aber die spiritistische Hypothese vertritt, so ist auch vielfach mit dem Wort der engere Sinn verbunden.
Zöllner war gläubiger protestantischer Christ, da er als solcher sowieso an ein Überleben nach dem Tod glaubte und auch sonst wohl noch Geister annahm, war es für ihn kein großer Schritt, auch die Erscheinungen in den Sitzungen mit Slade auf „Freunde im Jenseits“ zurückzuführen. Da wir es aber nur mit den Tatsachen zu tun haben, so sind seine theoretischen Ansichten, die er übrigens niemals im Zusammenhang geäußert hat, gleichgültig und können die Tatsachen nicht entwerten. Wie so viele andere, z. B. Wallace, J. H. Fichte usw., war eben auch Zöllner durch so viele wunderbare Berichte einfach überrannt, eine ruhige kritische Analysierung setzte erst später ein, in Deutschland waren es hauptsächlich Wittig und besonders Hartmann, die an der spiritistischen Deutung Kritik übten und zeigten, dass die vorliegenden Tatsachen keinen Beweis für die Richtigkeit der spiritistischen Hypothese liefern.
Zöllner starb am 25. April 1882 mitten in der regsten wissenschaftlichen Arbeit an einem Schlaganfall. Man hat vielfach behauptet, Zöllner sei die letzten Jahre seines Lebens geistig nicht normal gewesen, demgegenüber muss aber betont werden, dass seine näheren Freunde davon durchaus nichts bemerkt haben. Eine große Erregbarkeit allerdings hat in den letzten Jahren zweifellos bestanden, ohne dass sie seine geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt hat.
Ich gebe nunmehr Zöllner selbst das Wort und lasse hier zuerst seine rein theoretischen Ausführungen aus seiner Abhandlung „Über Wirkungen in die Ferne“ folgen; ich halte mich an den Wiederabdruck in „Naturwissenschaft und christliche Offenbarung“, Gera 1886, dem Zöllner selbst eine kurze Einleitung von etwas über zwei Seiten beigefügt hat.

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